Tauchen der Spitzenklasse: Mantas, Haie, Delphine & Fischschwärme satt
Was spricht für die Qualität eines Tauchgebietes? Für mich auf jeden Fall, dass ich dort unbedingt wieder hin möchte… ?
In meiner Funktion als FotoPRO für das auf Tauchreisen in die besten Tauchregionen unseres Planeten spezialisierte Unternehmen Waterworld – feel the elements, begleitete ich im Februar 2015 eine Gruppe von Tauchern zu den Islas Revillagigedos die ca. 260 Seemeilen südwestlich der Halbinsel Baja California (=Niederkalifornien; Mexiko) inmitten des Pazifik liegen. Dieser Archipel wird meist mit seiner Hauptinsel Socorro gleichgesetzt und namentlich daher oft so bezeichnet. Er besteht konkret aus den Inseln Socorro, Clarion, Roca Partida und San Benedicto.
Meine Erlebnisse und Eindrücke waren 2015 so toll, dass für mich ein weiterer Besuch der Islas Revillagigedos sehr weit oben auf meiner Reiseagenda positioniert wurde. Aber mit dem Wunsch einer kleinen und feinen Erweiterung im Rahmen der Tauchkreuzfahrt, einem Abstecher in die Sea of Cortez die zwischen der Baja California und dem mexikanischen Festland liegt.
Bereits im Jahr 2018 erfüllte sich mein Reisewunsch und es ging mit über 20 Waterworld-Reiseteilnehmern wieder in Richtung der Islas Revillagigedos.
Nautilus Explorer und Crew
Die Basis für die Tauchkreuzfahrt mit sieben Tauchtagen war die bewährte M.Y. Nautilus Explorer, ein 40m langes, hochseetaugliches, komfortables und ausgezeichnet ausgestattetes Tauchkreuzfahrtschiff, mit je nach Tour wechselnder und bis dato immer toller Crew. Jede Position war wieder mit äußerst freundlichen, motivierten, engagierten und kompetenten Mitgliedern hervorragend besetzt.
Also wieder perfekte Voraussetzungen für ganz besondere Tauchgänge! ?
Da ein Wetterumschwung in den nächsten Tagen zu erwarten war, wurde der Tourplan ein wenig abgeändert und die Tauchgänge in der Sea of Cortez ans Ende des Trips gelegt.
Die 22 Stunden Anreise vom Startpunkt der Tauchkreuzfahrt an der südlichen Spitze der Baja California, dem Städtchen Cabo San Lucas, waren trotz etwas stärkerem Seegang als gewohnt, relativ schnell erledigt und die Insel San Benedicto erreicht.
Dieser großzügige Zeitraum wurde natürlich auch dafür genützt, um das Equipment vorzubereiten. Für mich eine ganz besondere Freude, denn für meine recht neue Kamera, die sensationelle Nikon D850, und das perfekt auf diese abgestimmte Unterwassergehäuse der österreichischen Edelschmiede SUBAL, das ND850 Limited Edition (in Nikon-Gelb anlässlich des 100-Jahrjubiläums des japanischen Unternehmens), war es der erste Einsatz im Rahmen einer Tauchreise.
Ab dem Zeitpunkt der Ankunft ging es nur mehr um das, weswegen die Tourgäste aus Europa und anderen Teilen der Welt angereist waren: Tauchen, tauchen, tauchen! Und dabei unter Wasser fotografieren sowie filmen, für die, die das wollten…und ja, ich zumindest wollte das unbedingt!
Wie kann man sich das Tauchen bei den Islas Revillagigedos vorstellen?
Auf jeden Fall meist sehr entspannt und flexibel!
Am Beginn unserer Tauchkreuzfahrt wurden alle Taucher an Bord, je nach Erfahrung bzw. Gruppenwunsch, in drei Tauchgruppen aufgeteilt. Die „Sharks“, „Mantas“ und „Dolphins. Und damit das Tauchen so fair wie möglich erfolgte, war die Reihenfolge des zum Tauchplatz fahren und abtauchen, jeden Halbtag wechselnd. Das funktionierte sehr gut und daher waren damit alle Reiseteilnehmer sehr zufrieden.
Auch war es keine Pflicht mit der jeweiligen Gruppe die Tauchgänge zu absolvieren.
Jedes Buddyteam konnte entscheiden ob es mit der Gruppe oder alleine den jeweiligen Tauchplatz betauchte. Das war für erfahrene und eigenständige Taucher perfekt.
Die Gruppen fuhren auch zeitversetzt mit einem der zwei Beiboote zum jeweiligen Tauchplatz, wodurch unnötiger Stress unter Wasser vermieden wurde.
Das jeweils beim Auftauchen in der Nähe befindliche Beiboot nahm denn meist die Taucher auf und brachte diese zum Schiff zurück. Per Funk glichen sich die Fahrer der Beiboote und die Crew auf der Nautilus Explorer ständig ab, sodass auch niemand verloren gehen konnte und alles unter Kontrolle war.
Sicherheit steht an oberster Stelle
Ein weiterer Sicherheitsaspekt ist auf jeden Fall noch erwähnenswert:
Jeder Taucher trug ein Nautilus Lifeline Notfallgerät beim Tauchen. Und dieses wurde gratis zur Verfüghung gestellt. Mit dem Nautilus Lifeline (www.nautiluslifeline.com) konnte an der Oberfläche im Bedarfsfall Funkkontakt mit dem Mutterschiff aufgenommen werden bzw. mit zwei Notfalltasten, ein regionaler sowie ein internationaler SOS-Notruf abgesendet werden. Auch wenn dies nie notwendig war, es beruhigt sehr und erhöhte die Sicherheit immens.
Bei der Wahl der Tauchplätze und Inseln stand immer die Sicherheit und Zufriedenheit der Gäste im Vordergrund. Je nach Wetter, Gästewünschen und Möglichkeiten wurde die Tour flexibel adaptiert. Natürlich gab es auch notwendige Kompromisse, diese waren aber immer mehr als nur akzeptabel. Zu bemerken ist auch, dass bei den Adaptierungen der Route, der wirtschaftliche Aspekt offensichtlich keine bedeutende Rolle spielte. Fahrten und Überfahrten wurden, im Sinne einer erfolgreichen Tauchkreuzfahrt für die Gäste, gemacht wenn sie notwendig waren. Ganz einfach!
An einem normalen Tauchtag standen vier Tauchgänge auf dem Programm die mitgemacht werden konnten…aber natürlich nicht mussten. Jeder Taucher konnte entscheiden, welche Tauchgänge er machen oder auch nicht machen wollte.
Großfischtauchen der Sonderklasse
Die Tauchgänge bei den Inseln San Benedicto, Roca Partida und Socorro ließen wie im Jahr 2015 keine Wünsche offen. Die Unterwasserwelt präsentierte sich von ihrer besten Seite.
Eine solche Fülle an Mantarochenbegegnungen gibt es fast nirgendwo auf der Welt. Und dann standen auch noch jene mit den richtig großen Exemplaren mit ca. 4-5m Flügelspannweite an der Tagesordnung. Und diese kann beim Manta birostris bis zu fast 7m (!!) betragen!
Bei den Tauchgängen am zweitberühmtesten Tauchplatz der Islas Revillagigedos, dem „Boiler“, herrscht regelrecht Mantagarantie und diese war bei unserem Trip auch zu 100% gegeben. Es schwamm zumindest ein Gigant zwischen den Tauchern herum und genoß die „Luftblasendusche“, immer wieder zwei und manchmal auch drei. In ihrer Anmut sind diese Tiere meiner Meinung nach unter Wasser unerreicht. Es ist ein purer Genuss das selbst erleben zu dürfen!
Wenn man sich korrekt verhält, dann kann jede Minute mit den Riesenmantas so richtig ausgekostet werden. Und von den Tieren her gesehen auch…
Und das ist gar nicht schwer! Einfach frei im Wasser schweben und warten. Die Mantas kommen hautnah heran, schwimmen z.T. frontal auf einen zu und drehen dann kurz vor einem möglichen Kontakt in eine Richtung ab. Der Abstand zwischen mir und Manta war in vielen Fällen vielleicht nur 10cm…und ich habe keinen Zentimeter davon bereut! ? Berühren ist natürlich nicht angesagt…außer die Mantas machen das von sich aus…das ist mir jedoch bei allen Tauchgängen hier nie passiert.
Roca Partida: Der bekannteste Tauchplatz der Islas Revillagigedos
Roca Partida ist die kleinste Insel der Islas de Revillagigedos und vollkommen unbewohnt. Sie ist nur 91m lang und 45m breit und stellt die Spitze eines erloschenen Vulkans dar, dessen Steilwände anfangs in eine Tiefe von etwa 500m und dann weiter bis zum Meeresboden, in ungefähr 3.500m Tiefe abfallen. Roca Partida bedeutet auf Englisch „Split Rock“ also „gespaltener/geteilter Felsen“. Und das ist durch die Form natürlich eindeutig nachvollziehbar.
Das Tauchen vor Roca Partida stellte bei unserer Tour wieder einen der ganz besonderen taucherischen Höhepunkte dar.
Da die Insel mitten im Pazifik liegt, bis zu Hauptinsel Socorro sind es etwas mehr als 100km, kann der Aufenthalt je nach Wetter- und Meeresbedingungen sehr angenehm oder äußerst unwirtlich sein.
Geankert wird in ca. 75m Tiefe auf einem kleinen Plateau der Insel.
Das Tauchen bei Roca Partida is deshalb so besonders, weil die Insel so exponiert und strömungstechnisch sehr vorteilhaft liegt. Hier trifft sich die High-Society der großen Meeresbewohner bei ihrer Durchreise.
Die Insel dient als Futterplatz, Ruhestätte, Putzerstation usw. Und das nützen Mantas,
Hammerhaie, Walhaie, Buckelwale & Co. sehr gerne.Es gab für uns ausreichend zu tun und zu sehen!
Galapagoshaie, Seidenhaie, Weißspitzenriffhaie im 20er Pack auf kleinen Felsvorsrprüngen, Barrakudaschulen, riesige Makrelen- & Thunfischschwärme, jagende Wahoos sowie die faszinierenden Mantas machten jeden Tauchgang zu einem Erlebnis!
Dazu kamen manchmal auch ganz interessante wogende Strömungen in der Nähe der Steilwände sowie die ganz besondere Stimmung beim Schweben im Blauwasser, mit ausgezeichneter Sicht die wieder zwischen 20m und 30m lag.
Und die Wassertemperatur hatte angenehme 21-23°C.
Besondere Programmpunkte an Bord der Nautilus Explorer
An fast allen Abenden und manchmal auch bei den Überfahrten untertags, wurden äußerst interessante Vorträge zu Lebewesen der lokalen Unterwasserwelt (Mantas, Seelöwen, Clarion Angelfish, …) und deren Besonderheiten gehalten. Eine toller Programmpunkt der von allen Gästen begeistert aufgenommen wurde.
An einem Abend hielt auch ich einen Vortrag. Zu meiner Art und Weise wie ich die Unterwasserfotografie ausübe inkl. Hintergrundinfos, Tipps & Tricks.
Ich hielt den knapp einstündigenVortrag recht spontan und, auf Grund der internationalen Gäste, in Englisch. Es machte mir sehr viel Spaß und meine Begeisterung färbte glücklicher Weise auch auf mein Publikum ab…das Feedback danach war sehr motivierend…auch in Bezug auf die Wahl der Sprache. ?
Traditionelles „Hailight“:
Nachtschnorcheln mit Seidenhaien vor der Insel Socorro
Schnorcheln mit rund 15 Seidenhaien? Bei Nacht? Das war für einige Reiseteilnehmer vor der Reise kaum vorstellbar. Nach einem kurzen Briefing und dem einen oder anderen Feedback, entschlossen sich jedoch die meisten diesen ganz spezielle Erlebnis selbst auszuprobieren. Und sie waren begeistert! Natürlich war ein wenig Adrenalin mit einem kleinen Schuss „Angst“ dabei, das Letztere relativierte sich jedoch recht schnell.
Action pur und in keinster Weise gefährlich!
Natürlich waren alle sehr achtsam, doch in dem Trubel war es kaum möglich selbst den Überblick zu bewahren. Da auch die Diveguides im Wasser waren und mit viel Übersicht sowie Erfahrung unsere Aktionsradien hinter dem Schiff kontrollierten, kam es nie zu einer auch nur annähernd „heiklen“ Situation. Die Seidenhaie waren zwar interessiert, jedoch auch selbst sehr vorsichtig. Da manche Haie Narben und Wunden hatten, war sehr gut erkennbar, dass es auch bei Haien sehr unterschiedliche Charaktere gibt.
Nach ca. 1,5 Stunden wurden die „Haifestspiele“ für beendet erklärt und die enthusiastischen Aprés-Gespräche an Bord der Nautilus Explorer eröffnet. Da musste ja so Einiges mitgeteilt werden… ?
Das persönliche Highlight im Taucherleben eines Reiseteilnehmers
Vor der Insel San Benedicto gibt es einen Tauchplatz der eigentlich recht wenig bekannt, jedoch bei den passenden Tauchbedingungen äußerst interessant ist: „Cuevitas“.
Ein kleiner Tunnel durch einen Felsen, wunderschöne Felsformationen im Sandboden, eher geringe Tiefe und Unterwasserlebewesen die man bei einer Reise zu den Islas Revillagigedos nicht vordergründig sucht, zeichnen diesen Tauchplatz aus.
Und gerade bei diesem kam es zum „Tauchgang des Lebens“ meines Kabinenpartners, dem sympathischen Wolfgang aus Oberösterreich.
Ein wunderschöner Manta blieb unserer Tauchgruppe für fast eine halbe Stunde im ca. 10-15m Wassertiefe über dem Sandboden sehr freundlich gewogen.
Er drehte seine Runden, besuchte jeden einzelnen Taucher unserer Gruppe und hatte einige Zeit lang Wolfgang in seinem Schlepptau. Wolfgang folgte dem Manta vollkommen tiefenentspannt, vielleicht sogar in einer Art „Alphazustand“ und war zu diesem Zeitpunkt, sichtbar der glücklichste Taucher auf der Welt. Sein „SMILE“ den er in seinem Gesicht völlig authentisch zur Schau stellte war auch beim Dinner noch nicht verschwunden. Und ich glaube, dass in der Nacht nach dem Tauchgang sein strahlendes Gesicht sogar unsere dunkle Kabine ein wenig erhellte… ?
Da ich Wolfgang im Gegenlicht senkrecht von unten, wunderschön hinter „seinem“ Manta fotografieren konnte und er dieses Foto liebt, bin ich sicher, dass ein großformatiges Bild in seinem Haus oder Büro, immer wieder ein Lächeln in Wolfgangs Gesicht zaubern wird. ?
Finale der Tour: Die Seelöwen in der Sea of Cortez
Nachdem es das Wetter bzw. der Seegang bei der Rückfahrt von den Islas Revillagigedos in Richtung Baja California & Sea of Cortez nicht so gut mit uns meinte, brauchten wir bedeutend länger als geplant. Dadurch reduzierte sich die Tauchtageanzahl in der Sea of Cortez leider auf einen einzigen statt der geplanten zwei.
Es waren jedoch trotzdem sehr gute Tauchgänge bei den berühmten Seelöwen in dieser Region.
Und somit endete unsere Tour so wie sie begonnen hatte, mit äußerst zufriedenen Reiseteilnehmern. Und das war das Wichtigste für den Reiseveranstalter Waterworld sowie für mich als begleitenden Waterworld FotoPRO.
Fazit
Die Islas Revillagigedos sind garantiert mehr als nur einen Besuch wert! Im Selbstversuch getestet und als zutreffend befunden! ?
Und ich überlege derzeit noch, ob ich einen dritten Trip zu diesem einzigartigen Archipel auf meine Agenda setzen sollte. Von der Qualität der Tauchplätze und der Nautilus Explorer inkl. Crew wäre das eigentlich nur eine rein theoretische Frage…aber die Zeit und die eigenen Projekte inkl. der dafür notwendigen Zeitplanungen stellen das noch in Frage…aber schauen wir einmal… ?
Also gilt wieder der Abschlußsatz meiner letzten Reise zu den Islas Revillagigedos im Jahr 2015: „Adiós Mexico! Vielleicht sehen wir uns ja wieder!“ ?
Diverse Informationen
Underwater photo equipment: SUBAL Underwater Camera Housings | Subtronic GmbH strobes and light | REIKLE strobe arms
Photo equipment: Nikon
Diving/snorkeling equipment: MARES – just add water | Mares Pure Instinct
Trip organized by: Waterworld Werner Thiele KG
Liveaboard: M.Y. Nautilus Explorer
Text & Fotos:
© Harald Slauschek | Slauschek.Photography
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